Die Energiewirtschaft befindet sich in einem Strukturwandel, auch an ihr geht die digitale Transformation nicht spurlos vorbei, die bisherigen Geschäftsmodelle werden in Frage gestellt und neue hervorgebracht. Eine grundlegende Technologie im sogenannten „Internet of Energy“ sind intelligente Messsysteme, Smart Meter. Diese bilden die Voraussetzung für eine effiziente „Energie 4.0“ und eine Dezentralisierung des Strommarktes. Aber wie verhält es sich mit der Bekanntheit und Akzeptanz dieser digitalen Endgeräte bei den Verbrauchern?
Kein Erfolg von Smart Meter ohne Akzeptanz der Kunden
Um die Potenziale der Technologie jedoch auszuschöpfen, müssen die Vorteile vom Nutzer erkannt und die Funktionen aktiv genutzt werden. Für den Erfolg der Digitalisierung im Energiesektor ist es unerlässlich, das Spektrum der Möglichkeiten den Kunden bekannt zu machen und die Akzeptanz der Endverbraucher sicherzustellen. Welcher Kenntnisstand und welche Einstellungen bei den Konsumenten derzeit vorzufinden sind und welche Strategien und Maßnahmen es hier zu ergreifen gilt, untersucht eine aktuellen Studie der Hochschule Hof.
Bekanntheit in der Bevölkerung und Akzeptanz
Gemäß den Untersuchungsergebnissen ist etwa der Hälfte der befragten Endverbraucher der Begriff „Smart Meter“ bekannt. Die Akzeptanz der Technologie ist u.a. offensichtlich auch altersabhängig: Insbesondere die 18-29 jährigen stehen der Innovation tendenziell positiv gegenüber. Dabei spielen allerdings die Kosten eine entscheidende Rolle. Die Bereitschaft zur Nutzung von Smart Metern sinkt deutlich, wenn die Betriebskosten durch die Anwender selbst getragen werden müssten. Eine höhere Akzeptanz zeigt sich zudem auch wenn man selbst für die Stromrechnung verantwortlich oder nicht Mieter, sondern selbst Eigentümer einer Immobilie ist. Auch ein vergleichsweise höheres Einkommen kann als ein Indikator für eine positivere Einstellung betrachtet werden.
Erwarteter Nutzen von Smart Meter
Der größte Nutzen der Technologie wird vor allem in der Transparenz des Energieverbrauchs und den möglichen Einsparpotenzialen gesehen. Gerade bei letzterem sind jedoch diejenigen, die die Innovation ablehnen, am skeptischsten.
Wahrgenommene Risiken von Smart Meter
Die Risiken werden vor allem im Bereich der Datenhoheit gesehen. Viele Befragte fürchten einen Einblick in ihre Privatsphäre und die Möglichkeit, aus der Erfassung ihres Stromverbrauchs Profile zu erstellen sowie Rückschlüsse auf Lebensgewohnheiten zu ziehen. Während naturgemäß diese Haltung bei den „Ablehnern“ stärker ausgeprägt ist, zeigt sich jedoch selbst bei den Befürwortern eine relativ kritische Wahrnehmung dieser Szenarien.
Datenhoheit als Erfolgsfaktor
Insgesamt zeigt sich, dass noch ein gutes Stück Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, um eine ausreichende Akzeptanz von Smart Meter in breiteren Bevölkerungsteilen zu erzielen. Ein flächendeckendes Marketing ist vonnöten, um die Widerstände in der Bevölkerung abzubauen. Ganz entscheidend ist dabei – wie eigentlich bei allen digitalen Innovationen im Kontext von „Industrie 4.0“ und dem „Internet der Dinge“ -, dass die Sorge um die Datenhoheit der Endverbraucher ernst genommen wird. Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz – und damit die Frage nach Erfolg oder Misserfolg – ist stark mit der Lösung dieses Problems verbunden.
Die Studie kann hier heruntergeladen werden.
Quelle:
Julia Riester (2017): Energie 4.0 – Die Digitalisierung der Energiewirtschaft.
Eine empirische Untersuchung zur verbraucherseitigen Akzeptanz der Smart Meter Technologie und Implikationen für deren Vermarktung. In: Wagener, Andreas: Hofer Akademische Schriften zur Digitalen Ökonomie, Band 6, Hof. ISBN: 978-3-935565-29-5
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