„Bitcoin – here to stay?“
In der Geschichte der Digitalisierung haben wir schon oft die meist unverblümt als Hoffnung geäußerte Aussage „das geht ja auch wieder weg“ gehört. Facebook, Mobiltelephonie, dem Internet insgesamt wurden erhebliche Zweifel hinsichtlich der Bestandskraft entgegengebracht. Aus heutiger Sicht reihen sich solche Abgesänge in eine Reihe von bemerkenswerten technischen Fehlprognosen ein. Hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Aber gilt das auch für die „digitale Währung“ Bitcoin? Schon seit geraumer Zeit wartet die auf der Blockchain-Technologie basierende Verrechnungseinheit auf ihren Durchbruch. Während anfangs durch die Verschlüsselungsmöglichkeiten auf den Plan gerufene Märkte wie Silkroad, bei dem gegen Bitcoin buchstäblich alles (ja, alles: Drogen, Mord) – gehandelt werden konnte, das Image stark belasteten, so sind es heute unterschiedliche Auffassungen über die technische Weiterentwicklung bei der Anhängerschaft, die den weiteren Erfolg in Frage stellen. Immer sahen sich zudem naturgemäß staatliche Systeme und Institutionen, wie die Zentralbanken, in einer Konfliktsituation mit Bitcoin, dessen Währungsmechanismus allein auf ein P2P-System bei der „Geldschöpfung“ setzt und damit das ursprüngliche staatliche Monopol der monetären Emission als obsolet betrachtet.
Experteninterviews im Silicon Valley
Eine aktuelle Studie geht der Frage nach, wie sich digitale Währungen wie Bitcoin weiter entfalten können und welche Hürden dabei umgangen werden müssen; welchen Risiken stehen potenzielle Nutzer der Kryptowährung gegenüber und welche Barrieren muss die Technologie überwinden, um eine systemverträgliche Vergrößerung des Nutzerkreises umsetzen zu können? Ausgehend von einer detaillierten Beschreibung der Funktionsweise der Bitcoin-Biosphäre werden auch die Motive der Entwickler solch alternativer Währungstechnologien beleuchtet. Neben einer umfangreichen Sekundärrecherche setzt die Arbeit methodisch auf einen explorativen Ansatz indem Experten aus dem Bitcoin-, Kryptowährung- und Blockchain-Umfeld, in erster Linie aus dem Silicon Valley, eingehend zum Thema befragt wurden.
Volatilität und Verbreitung
Hindernisse für die erfolgreiche Etablierung werden neben den bereits genannten vor allem auch in der teilweise extremen Volatilität von Bitcoin gegenüber staatlichen Währungen gesehen. In der US-amerikanischen Blockchain-StartUp-Szene, in der die Gehälter auch meist in Bitcoin ausgezahlt werden, ist dies ein sehr plastisches Problem. Um den Sprung in den Mainstream zu schaffen, könnten sogenannte „Hybrid-Wallets“ zumindest ein temporärer ein Ansatz sein. Unternehmen wie Coinbase oder Circle bieten bereits entsprechende Lösungen an, mit denen umgehend Wechseltransaktionen zwischen Bitcoin und Dollar abgebildet werden. Auf diese Weise wird zwar das Problem der Volatilität im Netzwerk nicht gelöst, aber es besteht immerhin kein immanentes Schwankungsrisiko für den Nutzer.
Um weltweit erfolgreich zu sein, bedarf es natürlich noch einer deutlich umfangreicheren Verbreiterung der Einsatzmöglichkeiten. Auch wenn in Deutschland schon an erstaunlichen viele Stellen mit Bitcoin gezahlt werden kann, so ist dies natürlich noch längst nicht ausreichend, um einen flächendeckenden Einsatz sicherzustellen. Bitcoin wird sich sicherlich auch hinsichtlich der eigenen Komplexität, die zweifelsohne für viele Fans auch einen besonderen Reiz ausmacht, etwas entzaubern lassen müssen. Es bedarf einer umfangreichen „Aufklärung“ und einer einfacheren Handhabung, soll das Projekt tatsächlich unsere Welt verändern, wie sich dessen Protagonisten erhoffen.
Die detaillierte Studie finden Sie, kostenfrei zum Download, hier.
Quelle: Vogel, Marion (2016): Relevanz & Risiken von virtuellen Währungen am Beispiel von Bitcoin. In: Wagener, Andreas (Hrsg.). Hofer Akademische Schriften zur Digitalen Ökonomie, Band 3, https://opus4.kobv.de/opus4-hof/frontdoor/index/index/docId/69, ISBN 978-3-935565-20-2